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Was Raketen und Super Soaker gemeinsam haben

Angenommen, das ganze Berufsleben dreht sich um die Arbeit bei der NASA. Weil das nicht so erfüllend war, experimentiert man daheim mit Raketentreibstoff und einer Bratpfanne. Oder man wird berühmt mit einem Kinderspielzeug. Wahre Geschichte.

Lonnie George Johnson
Dr. Lonnie Johnson, president and CEO at Excellatron, but probably best known as the inventor of the Super Soaker, talks about global energy and environmental challenges as part of the Office of Naval Research’s (ONR) 70th Anniversary Edition Distinguished Lecture Series and celebration of Black History Month. ONR is celebrating 70 years of innovation in 2016. For seven decades, ONR through its commands—including ONR Global and the Naval Research Laboratory in Washington, D.C.—has been leading the discovery, development and delivery of technology innovations for the Navy and Marine Corps. (U.S. Navy photo by John F. Williams/Released)

Lonnie G. Johnson wuchs in Alabama in Amerika auf und hatte eine angeborene Liebe zum Experimentieren. Er zerlegte gerne Spielzeuge und versuchte, sie wieder zusammenzubauen. Eines seiner Experimente mit Raketentreibstoff in einer Bratpfanne hätte jedoch beinahe dazu geführt, dass sein Haus Feuer fing. Vermutlich ging es ihm wie dem jungen Sheldon aus der Big-Bang-Theory, der über den Einkaufszettel seiner Mutter irgendwie zu nuklearem Material kommen wollte oder eben zu Raketentreibstoff. Nur verkaufen die Supermärkte das nicht in Fünf-Liter-Kanistern.

Wie Sheldon arbeitete Lonnie später auch in Pasadena, Kalifornien. Als erster Farbiger nahm er noch zu seinen High-School-Zeiten an einem Wissenschaftswettbewerb in Alabama teil und gewann diesen mit einem Roboter, der mit Luftdruck angetrieben wurde. Verantwortlich für den Erfolg war das Fernsehen. In der TV-Show „Lost in Space“ liefen Roboter herum, die Lonnie faszinierten. So suchte er sich auf der Straße Metallplatten und wurde kurzerhand von der Polizei aufgehalten, der er zuhause dann zeigte, wie er diese Roboter nachbauen wolle. Dem kleinen Lonnie hatte ja keiner gesagt, dass in diesen Robotern Schauspieler steckten.

Zwischen Tarnkappenbombern und Wärmepumpen

Während seiner Zeit bei der NASA von 1979 bis 1991 leistete Lonnie Johnson Beiträge durch die Entwicklung der Kernenergiequelle, die bei der Galileo-Mission zum Jupiter zum Einsatz kam, für Waffensysteme oder für Tarnkappenbomber wie den Stealth Bomber. Zusammen mit der Air Force entwickelte er ein Sprühventil mit Wasser, das als Kühlmittel für eine Wärmepumpe dienen sollte.

Eine kleine Unterstützung von 73 Millionen Dollar

Daraus wurde das Konzept für den Super Soaker. Es dauerte einige Jahre, bis er die richtige Balance zwischen Wasserdruck und Größe der Düse fand, um die maximale Schussweite zu erzielen. Tagsüber arbeitete er in Amerikas strengsten Militärstützpunkten an Systemen, um nukleare Ziele zu identifizieren, abends schraubte er Wasserflaschen und Schläuche zusammen. Den ersten Prototypen gab er seiner Tochter Aneka, um mit den anderen Kindern auf dem Stützpunkt zu spielen. Die anderen kamen mit ihren Wasserpistölchen nicht einmal annähernd in die Reichweite der kleinen Aneka.

Auf einem Teamevent fragte ihn einmal sein Vorgesetzter, ein Major, was Lonnie denn da dabei hätte. Er sagte: „Das ist meine Wasserpistole.“ „Und wie geht das?“ „Ich richtete sie auf ihn und schoss ihm direkt zwischen die Augen. Damit was das Picknick vorbei und alle Kollegen johlten.“

1989 ließ er seine Erfindung offiziell patentieren und nannte sie ursprünglich „Power Drencher“. Im Jahr 1991 setzte der Super Soaker über 200 Millionen Dollar um, zum jetzigen Zeitpunkt weltweit wohl etwas mehr als eine Milliarde Dollar. Die Firma Hasbro Inc., mit der er den Super Soaker vertrieben hatte, hat ihn wohl etwas betrogen, weswegen er nach einem Gerichtsurteil über 72,9 Millionen Dollar erhalten hatte. Für viele wäre das ein Grund, sich zur Ruhe zu setzen. In einem Interview für „Canary media“ sagte er, „ich dachte, ich könnte genug Geld verdienen mit einem Spielzeug, um mich selbst ein wenig zu unterstützen und mich anschließend wieder Projekten zuzuwenden, die herausfordernder wären. Letztlich war es genau das, was ich gemacht habe.“ Auch wenn 73 Millionen etwas darüber hinausgehen, was eine kleine Selbstunterstützung wäre, arbeitete er weiterhin an nachhaltigen Technologien weiter, wie etwa die Umwandlung von Hitze in Elektrizität oder die Entwicklung einer Batterie, die nur aus Keramik, Glass und Metall besteht, keine Chemikalien.

Mit einer Wasserpistole in die Hall of Fame

Lonnie Johnsons Erfolge gehen weit über den Super Soaker hinaus. Er verfügt über eine Sammlung von mehr als 250 Patenten, was ihm 2022 einen Platz in der „National Inventors Hall of Fame“ einbrachte. Lonnie lebt derzeit mit seiner Frau Linda Moore in Atlanta und ist stolzer Vater von vier Kindern. Vermutlich supersoaken sie sich auch in diesem Sommer gegenseitig mit Hochdruckwasserwerfern aus Plastik, die Lonnie extra für sie entworfen hat und so nicht im Handel sein dürften.

Kurz:

  • Der Erfinder der Super Soaker aus den 90ern war ein NASA-Ingenieur
  • Kernenergieversorgung von Weltraummissionen und Tarnkappenbomber waren nur der Vorläufer der Super Soaker
  • Dafür ist Lonnie Johnson nun zurecht in der Hall of Fame für Erfinder

Der Artikel erschien zunächst auf idowa.de