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Die Physik zwischen geschüttelt und gerührt

James Bond war der Name eines realen Ornithologen, eines Vogelkundlers. Von ihm stand ein Buch in der Bibliothek von Ian Fleming, dem Erfinder des Geheimagenten zwischen den Machtblöcken von USA und UdSSR. Sein Wodka-Martini hat mit Physik zu tun.

Martini Glas
Martini Glas (Foto: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International)

„Na, ich bin wegen der Vögel hier. Ich bin Ornithologe.“ Das war die Antwort von Pierce Brosnan im 20. Bondfilm auf die Frage von Halle Berry. Diese Szene geht also auf die allerersten Gründermomente von James Bond zurück. Er ist geboren am 11. November 1920 in Wattenscheid, hatte Schwächen für Alkohol und Frauen und ist mit 1,83 Meter 76 Kilo schwer. Daniel Craig hatte im Oktober 2005 bei seinem ersten Bondfilm 78 Kilo mit 1,82 Meter, gar nicht so schlecht.

Es gibt mehrere Stunts mit Autos, die über Flüsse fliegen, die auch nur funktionieren, weil sich der Stuntman nicht bewegen konnte. Sonst käme das Auto ins Trudeln und wäre sonstwo gelandet, Stichwort gleichmäßige Gewichtsverteilung. Das hat ein deutsch-türkischen Physiker überprüft, Metin Tolan. Er war Professor für Experimentelle Physik an der Technischen Universität Dortmund und Wissenschaftskabarettist. In einem Vortrag an der Universität Göttingen nahm er 2021 die Physik von James Bond ins Visier.

Mit echten Krokodilen fliehen

In „Leben und Sterben lassen“ aus dem Jahr 1973 gibt es eine Verfolgungsjagd, in der Bond auf einer kleinen Insel Krokodilen zum Frass vorgeworfen wurde. Er rettet sich dadurch, dass er von Krokodilrücken zu Krokodilrücken ans Land hüpft. Das war 20 Jahre vor Jurassic Park. Da gabs noch keine Visual Effects aus dem Computer. Der Trick dabei war, sie waren vorher so satt gefüttert, dass sie keinen Hunger hatten. Sie wollten nur spielen. Nur warum tauchten sie nicht einfach ab, wenn sich 76 Kilos auf ihnen befinden?

Hier gibt es eine sogenannte Rückstoßkraft. Das ist die Kraft, die man spürt, wenn die Hand über die Wasseroberfläche streicht. Je schneller und größer die Hand ist, desto härter fühlt es sich an. Metin Molan hat ausgerechnet, dass Bond mit einer Mindestgeschwindigkeit von 22 km/h über die Krokodile laufen musste, damit der Effekt Wirkung zeigt. Die Krokodile haben Bonds Fußabdrücke erheblich vergrößert, sonst hätte er mit 100 km/h übers Wasser laufen müssen. Wäre er leichter, vielleicht so leicht wie die „Jesus Christus Echse“, wäre es auch ohne gegangen.

Geschüttelt, nicht gerührt

„Darf ich Ihnen etwas bringen Sir?“ „Wodka Martini – geschüttelt, nicht gerührt.“ „Ich bedaure, wir servieren keinen Alkohol.“ „Ich merke schon, das wird mein Lieblingsort.“ Es ist das Originalrezept von Ian Fleming, im Wesentlichen etwas harten Alkohol und Gemüse in einem Glas. Das haben vor 20 Jahren kanadische Wissenschaftler untersucht.

Wird der Drink geschüttelt, werden freie Radikale besser aufgelöst, gerührt bleiben sie im Getränk und können im Körper Schaden anrichten. Sie begünstigen Krebs, Arteriosklerose oder Grauen Star. Wollte sich Bond bewusst gesund ernähren? Das wäre wohl die Ausnahme. Aromatische Moleküle im Drink sind eher groß, Alkohol eher klein und kompakt. Groß für Geschmack, klein für Wirkung. Wird das Gemisch geschüttelt, wandern die kleinen Teilchen nach unten, die mit Geschmack nach oben. Bond kommt selten dazu, den Martini auszutrinken, daher ist ihm der Geschmack wichtiger – Bond ist ein Genießer. Zum Beweis ein Zitat: „Sie essen zu viel rohes Fleisch, zu viel Weißbrot und Sie trinken zu viel trockene Martinis.“ „Dann werde ich das Weißbrot weglassen Sir.“ In den ersten 24 Bondfilmen hat er 28 Mal Wodka Martinis bestellt. Und er hatte 60 Bondgirls.

Sex in Schwerelosigkeit

16 Bondgirls haben „Oh James!“ geraunt. 84 Mal hatte Bond Sex, darunter 19 Mal in Hotelzimmern, zweimal in einer Londoner Wohnung, 26 Mal im, am, unter oder auf dem Wasser, viermal im Zug, zweimal in einer Scheune, zweimal im Wald, zweimal im Nomadenzelt, zweimal im Krankenhaus, viermal im Flugzeug, dann einmal im U-Boot, einmal im Auto, einmal in einem motorisierten Eisberg, einmal unter der Dusche und im Film „Moonraker“ einmal in einem Space Shuttle. Im Zustand der Schwerelosigkeit. Das ist physikalisch schwierig, weil eine Bewegung immer eine Gegenbewegung erfordert. Damit haben sich selbst Delfine etwas einfallen lassen und rufen beim Sex einen dritten Delfin hinzu, der für eine „feste“ Unterlage sorgt. Wingman eben.

Kurz:

  • Die Flucht von einer Insel auf dem Rücken von Krokodilen war echt
  • ein geschüttelter Drink ist weniger gesundheitsschädlich als ein gerührter
  • Sex in Schwerelosigkeit geht nicht ohne Zusatzmaßnahmen
  • Buchtipp: Tolan/Stolze (2020): Geschüttelt, nicht gerührt.

Der Artikel erschien zunächst auf idowa.de