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Gott, das Universum und der ganze Rest

Menschen griffen gerne zu den Sternen, wenn es darum ging, ihre eigenen Vorstellungen durchzusetzen. Doch das Universum lässt nicht alles mit sich machen.

Die undatierte künstlerische Darstellung des Weltraumclusters SPT2349-56 zeigt mehrere miteinander verschmelzende Galaxien. Foto: NRAO/AUI/NSF/dpa

Das Universum hat’s schon schwer. Mal muss es dazu herhalten, Gott zu beweisen, dann soll es die Existenz Gottes widerlegen, dann soll es unendlich sein oder einen Anfang haben und einfach nur komplett sinnlos sein. Wäre das Universum ein intelligentes Lebewesen, es würde vermutlich nur noch die Hände über seinem imaginären Kopf zusammenschlagen. Auch sollte es einst eine Weltseele besitzen oder einen Geist. Das ist vom Mann im Mond gar nicht mehr so weit entfernt.

Manche leugnen sogar, dass das Universum existiert. Stattdessen stellten die Menschen nur Versuchsratten in einem riesigen kosmischen Labor dar. Am Beispiel des Universums wird deutlich, dass die Welt allem Anschein nach ziemlich mehrdeutig ist. Je mehr erforscht wird, umso undurchsichtiger scheinen die Deutungen über das Universum zu werden. Dabei war am Anfang alles noch so schön einfach. Doch der Reihe nach.

Erstens: Das Universum und Gott

Schon 500 Jahre vor Christi Geburt stellten sich Philosophen die Fragen, wer das Universum erschaffen hat, warum es überhaupt existiert oder woher die Ordnung im Universum kommt. Die Antwort: Wenn ein Gott existiert, der allmächtig, allwissend und allgütig ist, dann ist Gott die Antwort. Schön einfach. Nur: Wenn Gott nicht existiert, dann muss die Antwort woanders liegen. Zum Glück gab es Gottesbeweise, die nahelegen, dass Gott auf die Fragen der Philosophen und Theologen eine gute Antwort darstellt. Leider wurden die Gottesbeweise nach und nach durch wissenschaftliche und philosophische Erkenntnisse widerlegt. So bleibt einem nichts weiter übrig, als weiter zu forschen und zu denken.

Das Universum muss nicht unbedingt einen Anfang haben, der sich nur mit Gott erklären lässt. Was würde auch schon ein Wesen erklären, von dem immer mehr Menschen denken, dass es nicht existiert, geschweige denn keiner weiß, wie es beschaffen sein soll? Die Ordnung im Universum durch Naturgesetze kann auch reiner Zufall sein. Vielleicht gibt es ja noch unzählige andere Universen, in denen ganz andere Strukturen herrschen. Oder eben gar keine. Wie ein unaufgeräumtes Kinderzimmer.

Das ging so weit, dass dem Universum jeglicher Grund und jeder Sinn abgesprochen wurde. Das Universum hat kein Ziel, es ist einfach nur da. Die Sinnfrage kann sich eh nur der Mensch stellen.

Zweitens: Das Universum und der Mensch

Ebenfalls schon mindestens 500 Jahre vor Christi Geburt versuchte der Mensch, sich in den Weiten des Universums zu positionieren. Als noch jahrhundertelang die Vorstellung bestand, die Erde wäre das Zentrum des Universums, konnte sich der Mensch noch als Zentrum und Krönung der Schöpfung ansehen. Auch das ist komplizierter geworden. Das Universum ist ziemlich groß und ziemlich leer.

Wie einsam muss sich der Mensch fühlen, wenn er derart verloren am Rande einer Galaxie unter vielen anderen Galaxien leben muss? Das spricht so gar nicht für die Krönung der Schöpfung. Gemessen an den langen Zeitspannen von der Entwicklung des Universums bis zur Evolution des Homo Sapiens ist der Mensch gerade erst von den Bäumen herabgestiegen. Auch moralisch scheint der Mensch nach all dem Bösen in der Welt, das auf sein Konto geht, nicht an der Spitze des Universums zu stehen. Da ist noch Luft nach oben. Das Universum taugt also nicht dazu, dass sich der Mensch irgendwie speziell vorkommt, auch wenn sich intelligentes Leben recht selten auf einem geeigneten Planeten entwickelt. Was ist mit dem Rest?

Drittens: Das Universum und der Rest

Für den Rest sind die Aliens verantwortlich. Das Universum könnte immer noch eine Art Matrix sein, die uns durch einen kosmischen Supercomputer einprogrammiert wird. Die Realität ist ein Gehirn in einem Gefäß, das in einem Labor steht, das von Aliens betrieben wird. Es ist fast unmöglich, gegen diese Vorstellung ein stichhaltiges Argument zu liefern.

Doch andererseits: Solange uns kein Alien aus einer anderen Realität kontaktiert und wie Laborratten behandelt, sind unsere Erfahrung und unsere Wissenschaft immer noch das Beste, was wir haben. Am Ende bleiben nur Vermutungen, die wir schlechter oder besser verteidigen können. Solange nichts dagegen spricht, ist es vernünftig, darauf zu vertrauen, dass das Universum zumindest real ist. Auch wenn es keinen Gott und keine Krönung der Schöpfung begründet.

Das Universum beweist nicht …

… die Existenz Gottes.

… eine Sonderstellung des
Menschen.

… , dass es selbst einen Sinn hat.

… und widerlegt nicht, dass
Menschen eigentlich kosmische Laborratten sind.