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Eine Supernova über Bethlehem

Wie kommt eigentlich der Weihnachtsstern mit seinem Schweif auf nahezu jede Krippe? Gab es ihn wirklich? Vielleicht führte stattdessen eine Supernova, ein explodierter Stern, die drei Weisen nach Bethlehem. Doch ein explodierter Stern über einer Krippe wirkt nicht sonderlich romantisch. Hat der traditionelle Weihnachtsstern ausgedient?

Der Überrest einer Supernova, W49B genannt. Er ist ungefähr tausend Jahre alt und befindet sich in einer Entfernung von rund 26 000 Lichtjahren. Foto: L. Lopes/EPA/CXC/NASA, Grafik: ccvision.de

Zur Weihnachtszeit nehmen Planetarien ein astronomisches Szenario ins Programm, das eine besondere Sternenkonstellation zum Zeitpunkt der Geburt Jesu zeigen soll. Ein Stern weist den Weg zum Retter der Welt. Es ist der Versuch, eine biblische Geschichte historisch auszuwerten. Und das hat Tradition.

Astronomische Theorien zum Stern von Bethlehem

Künstler übernahmen seit dem 14. Jahrhundert eine chinesische Quelle, die im Jahr 5 vor Christi Geburt einen Kometen mit Schweif im Sternbild Steinbock bezeugen will. Der Maler Giotto di Bondone beobachtete 1301 den Halleyschen Kometen und setzte ihn in seinem Fresko „Anbetung der Könige“ über den Stall. Dieses Bild blieb bis heute erhalten. Es hat nur zwei Haken: Ein Komet wurde eher mit Unheil statt mit Heil verbunden und der Halleysche Komet wurde auf das Jahr 12 vor Christi Geburt datiert.

Weihnachtszeit als Zeit der Sterne

Daneben gibt es die Theorie, dass der Stern, der die Weisen aus dem Osten geführt haben soll, eine Supernova gewesen sein könnte, also ein explodierter Stern. Allerdings hinterlässt ein explodierter Stern Spuren im Weltall. Eine Explosionswolke, die zum Zeitpunkt der Geburt Jesu passen könnte, wurde bisher nicht gefunden. Es wäre auch schwierig, einen explodierten Stern über dem Stall einer Krippe darzustellen.

Der Astronom Johannes Kepler vermutete Anfang des 17. Jahrhunderts eine Verbindung von Jupiter und Saturn. Diese stehen zu bestimmten Zeitpunkten so nahe zusammen, dass sie wie ein einziger Stern strahlen könnten. An einer dieser Konjunktionen, an dem errechneten 12. November, hätten die Weisen den „Stern“ direkt vor Augen gehabt auf ihrem Weg von Jerusalem südlich Richtung Bethlehem. Davon war auch der Astronom Konradin Ferrari d’Occhieppo überzeugt, der 1991 „Der Stern von Bethlehem aus astronomischer Sicht“ verfasste. Seine Fachkollegen bezweifeln dies allerdings recht erfolgreich.

All das gibt der biblische Befund nicht her. Nach den Geburtsgeschichten bei Matthäus und Lukas in der Bibel gibt es keinen eindeutigen Geburtstermin Jesu, da sich die Angaben widersprechen. Jesu Geburt war ein paar Jahre vor dem Jahre 0. Der Ursprung vom Stern zu Bethlehem könnte in der Vorstellung liegen, dass jedem Menschen ein Stern gewidmet ist und die Sterne von herausragenden Persönlichkeiten besonders hell leuchten.

Der Stern scheint sich nicht nach astronomischen Gesetzmäßigkeiten zu verhalten. Erst, als die Weisen in Jerusalem eintreffen, beginnt er, zu wandern, damit sie Bethlehem finden. Das ist weder für eine Supernova noch für eine regelmäßige Sternenkonstellation denkbar.

Auch ist unerklärlich, wie ein einzelner Stern einen bestimmten Punkt auf der Erde kennzeichnen sollte. Wenn hier schon klar wird, dass sich das Sternenphänomen sehr rätselhaft und wunderhaft verhält, sollten sich astronomische Erklärungsversuche erübrigen.

Die Erkenntnis: Der Stern ist eine gedeutete Erfahrung

So bleibt die Erkenntnis, dass es sich um gedeutete Erfahrung handelt. Die Erzähler der Evangelien wollen vermitteln, dass mit dem Jesuskind der Retter der Menschen geboren wurde. Zum Wunder der Geburt gesellt sich ein gänzlich unhistorischer Wunderstern, der über dem ganzen Erdkreis leuchtet und auf die Frohe Botschaft verweist. Daher darf er auch über der Krippe bleiben.

In aller Kürze

  • Es gibt astronomische Erklärungsversuche des Sterns von Bethlehem: Halleysche Komet, Supernova, eine enge Verbindung von Jupiter und Saturn.
  • Jeder Versuch, die Geburtsgeschichten aus der Bibel naturwissenschaftlich zu erklären, schlug fehl.
  • Der Stern von Bethlehem ist ein Wunderstern, der auf das Wunder der Geburt des Heilsbringers hinweist und hat keine historische Grundlage.

Der Artikel erschien zunächst auf idowa.de