„Sternstunden“ der Menschheit
Seit Menschen zum ersten Mal in den endlosen Nachthimmel blickten, träumten sie davon, zu den Sternen zu reisen. Und nach 10.000 Jahren Innovation und Evolution sind wir im Grunde bis zum Vorgarten der Erde gereist. Jeder einzelne Moment ist bestens dokumentiert. Ob das im Nachhinein so gut war…
Blähungen und der ganze Planet hört es
Wir alle sind irgendwann in grobe, peinliche oder einfach nur dumme Situationen geraten, aber nur wenige haben dies vor dem Hintergrund des unendlichen Kosmos getan. Wenn wir mit Blähungen kämpfen müssen und zu spät merken, dass sonst noch jemand im Raum ist, ist das schon etwas peinlich. Nun angenommen, das passiert nicht im Wohnzimmer, sondern beim Spaziergang auf dem Mond. In einem hermetisch abgeschlossenen Raumanzug kommt es zu unangenehmen Entladungen, auch verbal.
Diese Erfahrung musste 1972 der Astronaut John Young machen, der sich nicht mehr zurückhalten konnte. Einsamer als auf dem Mond kann ein Mensch fast nicht mehr sein. Wenn Gase raus müssen, dann dort. Young flucht, lässt sie raus, dreht sich um, merkt, dass sein Mikro offen war, und blickt den Planeten an. Nicht ein weiterer Mensch im Raum bemerkte seine nicht ganz so stille Not, sondern die ganze Menschheit. Die Kommandozentrale in Houston nahm jeden einzelnen Fluch auf. Das Mikro war Gottseidank zu schwach, um auch die Geräusche aufzunehmen. Die Tapes der Apollo-16-Mission sind auf hq.nasa.gov öffentlich: „128:50:37 Young: I have the farts, again. I got them again, Charlie. I don’t know what the hell gives them to me. Certainly not… I think it’s acid stomach. I really do.“
Hintergrund war, dass die NASA das Kalium, das sich auch in Bananen findet, in der Astronautennahrung erhöht hatte, weil davor andere Astronauten kleine Herzprobleme entwickelt hatten. Dass Young aufgrund des körpereigenen hinteren Antriebs jedoch um die Raumkapsel herum geflogen sein soll, ist ein Gerücht.
15-Kilo-Urin-Eiszapfen zerstört Spaceshuttle
1984 ging etwas mit dem Mülldeponiesystem der Raumfähre Discovery schief. Urin hatte die Düse verstopft und einen beträchtlichen Eiszapfen gebildet, der an der Seite des Shuttles hing. Ein 15-Kilo-Eiszapfen könnte während des Wiedereintritts in die Erdatmosphäre den äußerst empfindlichen Hitzeschild des Shuttles beschädigen. Niemand wollte der Astronaut sein, der wegen einem monströsen Klumpen gefrorenen Urins einen Einsatz nicht überlebt hätte.
Die Crew richtete das Urineis drei Tage lang in Richtung Sonne, aber das zeigte kaum eine Wirkung. Selbst die Sonne ist machtlos gegen gefrorenes Urin. Houston entwickelte eine Möglichkeit, den Greifarm des Shuttles zu verwenden, um den Eiszapfen zu brechen. Doch selbst als der Eiszapfen weg war, konnte die Crew kein Urin mehr nach außen entsorgen, also benutzten sie Taschen, die normalerweise für das andere Geschäft auf der Toilette reserviert waren. Das Problem dabei ist, dass Urin von Natur aus eine Flüssigkeit ist und in der Schwerelosigkeit dazu neigt, überall herumzufliegen. Die Astronauten beschlossen schließlich, die Tasche mit Handtüchern und Unterwäsche voll zu packen, um den Inhalt aufzusaugen, bevor er entweichen konnte.
„Unwichtige“ Aufzeichnungen gelöscht
Früher, also ganz früher, als Fernsehserien noch auf VHS-Kassetten aufgezeichnet wurden, holte man auch gerne alte Bänder heraus, bevor man neue kaufte, um die neuen Folgen aufzuzeichnen. Etwas altes wurde überspielt. Wenn es das alte Hochzeitsvideo gewesen ist, war das manchmal durchaus ärgerlich. So richtig ärgerlich wird es allerdings, wenn nun wegen einer weiteren Folge Baywatch nicht irgendein altes Fußballspiel oder die eigene Hochzeit, sondern die Originalaufnahmen des wichtigsten Ereignisses der Menschheit gelöscht wurden: die Mondlandung.
In einer Pressekonferenz von 2009 gab die NASA zu, dass sie irgendwie den Überblick darüber verloren hatte, was mit den ursprünglichen Video-, Audio- und Datenbändern passiert war, die während der Apollo-11-Mission gemacht worden waren. Sie meinten, das wäre sicher irgendwo unter den anderen Bändern – Hochzeit, Fußball – versteckt und würde bald wieder gefunden. Die NASA fand auch die Bänder, allerdings gelöscht und überspielt. Früher hat das ja Kosten gespart. Gottseidank hatte CBS News immer noch die Bänder, die sie von der Originalsendung 1969 gemacht hatten, und lieh sie der Regierung. Die NASA hat nun digitale Raubkopien angelegt, vielleicht sogar sorgsam auf irgendeinem USB-Stick gesichert.
Fails in Space
- Angenommen, man muss unangenehme Blähungen ablassen, man dreht sich um, und der ganze Planet hört einem zu
- Wie ein Eiszapfen Urin fast ein Spaceshuttle zum Verglühen gebracht hätte
- Videobänder wiederverwenden ist nachhaltig. Nur bitte nicht die der Mondlandung. Danke an die Arbeit der Medien
Der Artikel erschien zunächst auf idowa.de