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Das Schaltjahr: ein Tag mehr zu leben

Den 29. Februar gibt es nur alle vier Jahre: Dieses Jahr ist Schaltjahr. 2020 dauert also einen Tag länger. Warum das so ist? Weil sonst unsere Zeitrechnung nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen würde. Genau tut sie das aber auch mit dem 29. Februar nicht.

Den 29. Februar gibt es nur alle vier Jahre. Foto: Oliver Berg/dpa

Ein Schaltjahr ist ein Jahr, in dem zu den üblichen 365 Tagen ein weiterer Tag eingeführt worden ist. Daher hat der Februar statt den 28 Tagen alle vier Jahre 29 Tage. Dass der Februar ausgewählt wurde, liegt nicht daran, dass der arme Monat eh schon so wenig Tage hat. Bis ins 16. Jahrhundert war der julianische Kalender gültig, den Julius Cäsar im Jahr 45 vor Christus von den Ägyptern übernommen hat. Bei den Römern war der Februar der letzte Monat im Jahr. Der zusätzliche Tag wurde dort einfach am Ende des Jahres drangehängt.

Der Lauf der Sonne hat sich nicht wesentlich verändert

Es stellt sich natürlich die Frage, warum man das nicht gleich richtig gemacht hat. In den letzten Jahrtausenden hat sich der Lauf der Sonne nicht wesentlich verändert. Ursprünglich hatten sich die Römer am Mond ausgerichtet und einen Kalender erstellt. Allerdings ist er elf Tage kürzer als unser jetziges Kalenderjahr. Orientiert man sich an der Sonne und den Jahreszeiten, so werden die Ergebnisse brauchbarer.

Die Zeit von einem Frühlingsanfang zum nächsten oder von einer Sonnwende zur nächsten bestimmt die Dauer eines Jahres auf 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Etwa. Das nennt man auch Sonnenjahr oder tropisches Jahr. Die Sonne rennt quasi unserem Kalenderjahr etwas hinterher. Die übrigen knapp sechs Stunden summieren sich natürlich auf. Die Ägypter, deren Kalender Julius Cäsar übernommen hatte, schlugen daher alle vier Jahre einen Tag drauf (6 Stunden pro Jahr ergeben alle vier Jahre einen Tag, 6 x 4 = 24). Elf Minuten und 14 Sekunden wurden allerdings unterschlagen.

Trotz Korrekturen driftete der Kalender dennoch bereits im 14. Jahrhundert nach Christus über 7 Tage gegenüber dem realen Stand der Sonne auseinander. Papst Gregor der XIII. bestimmte daher im Jahr 1582, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Er ließ auf Donnerstag, den 4. Oktober 1582, sofort Freitag, den 15. Oktober, folgen.

Schaltjahre werden immer wieder auch ausgelassen

Weiter führte er ein, dass nicht nur alle vier Jahre ein zusätzlicher Tag eingefügt wird, sondern auch Schaltjahre ausgelassen werden. Und zwar immer dann, wenn ein volles Jahrhundert, zum Beispiel 1600, 1700, 1800, nicht durch 400 ohne Rest teilbar ist. Das nächste Schaltjahr, das also keines sein darf, ist das Jahr 2100. Das Jahr 2000 war daher ein Schaltjahr und das Jahr 2400 darf auch wieder ein Schaltjahr sein.

Mit diesem permanenten Umschalten gelingt es dem Kalenderjahr, annähernd, an die astronomische Wirklichkeit zu kommen, und zwar auf 26 Sekunden genau. Etwa. Ein durchschnittliches Kalenderjahr hat damit 365 Tage, 5 Stunden, 49 Minuten und 12 Sekunden.

Andere Länder richten sich nach anderen Kalendern

Der Gregorianische Kalender ist weltweit der verbreitetste Kalender. Der koptische Kalender richtet sich ebenfalls an der Sonne aus und beginnt mit der Thronbesteigung von Kaiser Diokletian im Jahr 284 nach Christus. Manche Kopten leben gerade im Jahr 1737.

Neben den alten Römern benutzen auch Anhänger des muslimischen Glaubens den Mondkalender. Dieser beginnt mit der Reise des Propheten Muhammad von Mekka nach Medina im Jahr 622 nach Christus. Da das Jahr elf Tage kürzer ist, wandert der Fastenmonat Ramadan quer durch die Jahreszeiten, bis er nach 33 Jahren wieder da ist, wo er einmal gewesen ist. Heute schreiben Muslime demnach das Jahr 1441. Der jüdische Kalender ist eine Mischung aus Sonnen- und Mondkalender. Dort werden die Mondjahre durch Schaltjahre ergänzt, um zum Sonnenjahr synchron zu werden. Doch auch das Sonnenjahr ist nicht perfekt.

Die Umlaufbahn der Erde um die Sonne verändert sich leicht, die Eigenrotation der Erde verlangsamt sich und perfekt rund ist sie auch nicht. Irgendwann werden in einem Schaltjahr Tage abgezogen statt hinzugerechnet. So richtig exakt wird es also nicht sein. Die Abweichungen werden sich in Zukunft wieder bis zu einem ganzen Tag aufsummieren, allerdings erst in 3 200 Jahren.

Wir suchen Strukturen, mit denen wir uns zurechtfinden

Es fällt auf, dass bei all den Kalenderberechnungen eines im Vordergrund steht: Der Mensch sucht Strukturen, mit denen er sich im Alltag zurechtfinden kann. Je näher die Strukturen tatsächlich an seiner Natur und wie in diesem Fall an der astronomischen Wirklichkeit liegen, desto glücklicher scheint er zu werden. Das ist fast schon ein Lebensgefühl. Mit 366 Tagen.

Kurz und knapp

• Ein Jahr ist die Zeitspanne, die die Erde braucht, um die Sonne zu umrunden: 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden.

• Nach vier Jahren beträgt die Verschiebung knapp einen Tag, daher wird der 29. Februar eingefügt, das ehemalige Jahresende der alten Römer.

• Da auch ein Schaltjahr mit einem zusätzlichen Tag kein perfekter Ausgleich ist, fallen alle paar 100 Jahre die Schaltjahre aus.

• Wenn unsere Strukturen mit der Wirklichkeit übereinstimmen, macht uns das glücklich.

Originalbeitrag erschien auf idowa.de und in der Freistunde des Straubinger Tagblatts.