Weihnachten im Weltall

Der Weihnachtsbaum ist ein Symbol für das Leben, auch den Winter hindurch. Im Weltraum wird die Luft jedoch dünn, auch für Nadelbäume. Dennoch wird auch dort Weihnachten gefeiert.

Christinnen und Christen feiern seit knapp 2000 Jahren Weihnachten. Astronauten feiern seit dem Jahr 2000 Weihnachten, und zwar auf der Internationalen Raumstation (ISS). Sie schweben etwa 420 Kilometern mit einer Geschwindigkeit über 27.000 Kilometern pro Stunde über der Erde und überlegen jedes Jahr aufs Neue, wie Weihnachtsfeeling im Weltall aufkommen könne. Früher wurde aus Lebensmittelbehältern, Aufklebern und Pappe ein Weihnachtsbaum gebastelt, heute kommen Versorgungskapseln teils von dem Raumfahrtunternehmen SpaceX zur ISS, die auch weihnachtliche Deko, Lebensmittel und Geschenke transportieren können. Pro Kilogramm Weihnachtsklimbim muss jemand mehrere tausend bis mehrere zehntausend Dollar bezahlen. Mittlerweile gibt es einige Transportunternehmen ins Weltall, die die Preise zumindest etwas drücken. Während der französische Astronaut Thomas Pesquet 2016 noch Hühnchen und Lebkuchen aus der Dose aß, bekam die Crew zwei Jahre später bereits mithilfe einer SpaceX-Dragon-Kapsel zu Thanksgiving einen geräucherten Truthahn, Auflauf aus grünen Bohnen, kandierte Süßkartoffeln und Preiselbeersoße, Obstkuchen, Spritzgebäck und Butterkekse.

Alle vier Minuten eine Sektflasche

Dabei ist der Zeitpunkt der Weihnachtsfeier gar nicht so eindeutig. Die ISS fliegt in 90 Minuten einmal um die Erde und durchfliegt dabei 24 Zeitzonen. Sollte das Christkind um 18 Uhr kommen, könnte die Crew auf der ISS also 24 Mal in 90 Minuten Bescherung feiern. Da das selbst einem allmächtigen Christkind zu viel werden dürfte, hat sich die Crew traditionell auf den 25. Dezember nach der Zeitzone GMT geeinigt, das entspricht etwa dem Feierzeitpunkt in London. Dann gibt es noch russisch-orthodoxe Astronauten auf der ISS. Diese feiern traditionell nach dem julianischen Kalender am 7. Januar Weihnachten. Nochmal 24 Bescherungen.

Bei Silvester verhält es sich ähnlich, Silvesterraketen könnten theoretisch in jeder Zeitzone einmal gezündet werden, das wäre etwa alle 3 Minuten und 45 Sekunden eine Rakete. Oder eine entkorkte Sektflasche. Allein durch die Transportkosten von mehreren Tausend Dollar pro Flasche wäre das schon sehr kostspielig.

Ein Hauch Weihnachtsmann

Der Astronaut Matthias Maurer hat 2021 auf der ISS Weihnachten gefeiert. Darüber hat er mit der Deutschen Presseagentur geredet. Er klingt schon ein wenig wie der Weihnachtsmann: „Ich werde ja quasi alle Orte dieser Welt von oben sehen. Und gedanklich dann auch mit all diesen Menschen auf der Erde gemeinsam Weihnachten feiern zu können – ist ein schöner Gedanke.“ In 90 Minuten blickt er – hätte er die Schärfe eines Teleskops – in die Wohnzimmer der Menschen rund um den Globus, wie sie Weihnachten feiern. Zu deren Schornstein hat er jedoch ausreichend Sicherheitsabstand.

Er selbst hat seine Familie per Video angerufen, sie gegrüßt und auf Weihnachten angestoßen. Jeder Astronaut habe Zugang zu einer Essenskiste mit Frühstück, Mittagessen, Beilagen und eine persönliche Getränkekiste.

So langsam ist Weihnachten im All Tradition. Der Christbaum aus Plastik gehört neben den wissenschaftlichen Instrumenten zur dauerhaften Ausrüstung der ISS.
Auch dieses Jahr wird die NASA ein Bild von der Feststimmung an Bord der ISS auf ihrer Homepage zeigen. Von Bayern aus wird die Raumstation am 25. Dezember zweimal zu sehen sein, um 5:19 Uhr und 6:51 Uhr in der Früh, allerdings nur bei gutem Wetter. Wer früh aufsteht, kann den Astronauten einen Weihnachtsgruß nach oben schicken. Im Moment befinden sich sieben Männer und Frauen aus den USA, Dänemark, Japan und Russland auf der ISS. Am 7. Dezember 2023 feierte die NASA ein Jubiläum: Vor 25 Jahren verbanden sich die ersten zwei Module der Raumstation miteinander.

Eines Tages werden die Tage der Raumstation gezählt sein, dann wird auch der Baum des Lebens das Zeitliche in der Unendlichkeit des Universums segnen.

Kurz und knapp:

• auf der Raumstation ISS feiern die Astronauten seit dem Jahr 2000 jährlich Weihnachten
• in 90 Minuten durchfliegt die ISS alle 24 Zeitzonen auf der Erde, die Astronauten könnten 24 Mal Bescherung feiern
• ein Kilo Weihnachtsdeko inklusive Plastikbaum kostet einen 4-5stelligen Dollarbetrag an Transportkosten
• neben Lebkuchen aus der Dose liefern verschiedene Transportunternehmen mittlerweile auch ganze Truthähne zu Thanksgiving

Der Artikel erschien zunächst auf idowa.de