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Staubsauger im All: Können Erkenntnisse des NASA-Manövers TAG die Erde retten?

Die Sonne umkreisen viele kosmische Schutthaufen. Kürzlich wirbelte eine Sonde der NASA auf dem Asteroiden Bennu Staub auf. Nun warten die Wissenschaftler sehnsüchtig auf die Gesteinsproben. Sie wollen damit vielleicht auch die Erde retten.

So soll das Aufsaugen der Proben von Osiris ausgesehen haben – zumindest in einer grafischen Darstellung der NASA. Foto: NASA/Goddard Space Flight Center/dpa

TAG ist nicht nur die interne Abkürzung des Straubinger Tagblatts, sondern bezeichnet abgekürzt auch das „Touch-And-Go“-Manöver der NASA-Sonde OSIRIS-REx. Die Weltraumorganisation hatte diese Sonde zu dem Asteroiden Bennu geschickt. Dort hat sie am 20. Oktober Gesteins- und Staubproben eingesammelt.

Seit 2016 ist die Sonde OSIRIS-REx unterwegs und soll in etwa drei Jahren wieder die Erde erreichen, zusammen mit 500 bis 2 000 Gramm außerirdischem Schutt. Für die NASA war das eine historische Mission. Noch nie war ein Staubsaugerroboter so weit weg von der Erde. Sechs Sekunden wirbelte die Sonde mit ihrem Staubsaugerarm Geröll und Staub auf, saugte es ein und machte sich wieder zurück in die Umlaufbahn. Die NASA erhofft sich neue Erkenntnisse über einen Asteroiden, das Leben und das Sonnensystem.

Kleine Welten für große Fragen

Bennu ist mit seinen ungefähr 500 Metern Durchmesser ein Typ-B Asteroid, der hauptsächlich aus Kohlenstoff und Mineralien besteht und damit den Eiffelturm um knapp 170 Metern überragt. Er ist sehr dunkel, weil er kaum Sonnenlicht reflektiert. Die Erde ist vom Mond aus sehr gut sichtbar, weil sie über 65 Prozent des Sonnenlichts reflektiert, Bennu schafft nur vier Prozent.

Unter seiner Oberfläche schlummert Material, das noch aus der Zeit der Entstehung unseres Sonnensystems stammen könnte. Das sind immerhin über viereinhalb Milliarden Jahre. Die NASA könnte Moleküle finden, die es auch auf der Erde gab, als sich dort die ersten Lebensformen entwickelten.

So dunkel wie der Asteroid Bennu ist auch die Vergangenheit der Erde und des Lebens, da sind alle Hinweise aus dieser Zeit sehr willkommen. „Asteroiden mögen vielleicht keine riesigen Vulkane, globale Ozeane oder Staubstürme haben, aber kleine Welten könnten die großen Fragen beantworten, die wir über den Ursprung unseres Sonnensystems haben“, sagt Lori Glaze, amtierende Direktorin der Abteilung für Planetenwissenschaften im NASA-Hauptquartier in Washington.

Sollten es Astronauten schaffen, aus einem Asteroiden Wasser gewinnen zu können, könnte auf einem Asteroiden eine Art Raumstation entstehen, um weiter in den Raum eindringen zu können. Spätestens dafür wären die Proben der Sonde hilfreich.

Der Mond hilft dem Leben

Zwischen den Jahren 2 175 und 2 199 kommt Bennu auf etwa siebeneinhalb Millionen Kilometern an die Erde ran. Die Chance, dass er sie trifft, liegt bei 1 zu 2 700. Dennoch wollen ihm die Wissenschaftler nicht den Rücken zudrehen. Auch dazu soll die Sonde dienen: um die künftige Bahn des Asteroiden exakter berechnen zu können. Neben dem Zwergplaneten Ceres zwischen Mars und Jupiter ist Bennu der erste Asteroid seiner Art, der von einem menschengemachten Flugkörper aus direkt untersucht wurde. Ab und zu bläst er gerne mal im wöchentlichen Rhythmus Partikel in den Weltraum.

An dieser Stelle lohnt sich eine Danksagung an unseren eigenen Trabanten, den Mond. Hätte dieser nicht so viele Meteoriten und Asteroiden in der Vergangenheit abgefangen, wäre es mit der Entstehung unserer Spezies schlechter bestellt. Die Dinosaurier könnten davon ein Lied singen, würden sie noch leben.

Die Probenentnahme ist gut verlaufen. Jetzt geht es darum, die Proben sicher zu verstauen und möglichst wenig davon auf den 321 Millionen Kilometern nach Hause zu verlieren. Zum Vergleich: Die Sonne ist von der Erde etwa 149,6 Millionen Kilometer entfernt. Es dauert rund 18,5 Minuten, bis ein Kommando an der Sonde ankommt, und ebenso lange, bis die Reaktion überprüft werden kann.

Sicher den Beutel entleeren

Noch nie war ein Mensch über einen astronomischen Staubsaugerbeutel so glücklich: „Die Fülle des Materials, das wir in Bennu gesammelt haben, machte es möglich, unsere Entscheidung zum Verstauen zu beschleunigen“, sagt Dante Lauretta, OSIRIS-REx-Hauptforscher an der Universität von Arizona, Tucson. „Das Team arbeitet jetzt rund um die Uhr daran, den Zeitplan für die Verstauung zu beschleunigen, damit wir so viel wie möglich von diesem Material für die Rückkehr zur Erde schützen können.“ Dann wühlen Wissenschaftler in einem Staubsaugerbeutel, der aus dem All zurückgekommen ist. Historisch einmalig.

Der Artikel erschien zunächst auf idowa.de