Welt&All

Sternhagelvoll im Weltraum

Menschen auf der Space Station, der ISS, haben vielleicht den besten Job der Welt. Eine Sache allerdings fehlt ihnen, die Menschen auf der Erde nach getaner Arbeit genießen können: Das kühle Feierabendbier. Offiziell.

Astronaut mit Bierflasche auf dem Mond
Astronaut mit Bierflasche auf dem Mond, Lizenz: DMCA nichtkommerziell

Bier brauen im Weltraum

Hefebakterien brauchen spezielle Bedingungen, damit sie Zucker in Kohlensäure und Ethanol, den trinkbaren Akohol, verwandeln. Schwerelosigkeit, andere Temperaturen und mehr Strahlung im Weltraum beeinflussen den Bierbrauprozess. Dieses Experiment ließ sich die NASA nicht entgehen und brachte noch zu Zeiten des Space Shuttles ein kleines Bierbrau-Set ins Weltall, um zu sehen, unter welchen Bedingungen sich Hefe noch dazu bewegen lässt, Alkohol zu produzieren: All-kohol eben.

Parallel dazu verwendeten Forscher auf der Erde das gleiche Set, um anschließend die Ergebnisse besser vergleichen zu können. Das Bier auf der ISS hatte überraschenderweise weniger Hefebakterien im Endprodukt als das auf der Erde, obwohl sie sich in Schwerelosigkeit schneller vermehren konnten, weil sich nichts am Boden absetzt. Die Hefe produzierte allerdings auch mehr von einem bestimmten Eiweiß, das für Stress steht. Ein Trip ins All stresst also auch Hefebakterien. Im All gibts somit leider kein süffiges Hefe-Weißbier.

Whisky mit Radiergummi-Geschmack

Whisky reift hingegen über Jahre in speziellen Holzfässern und wäre bis zum Ende des Reifeprozesses im Weltall noch viel länger außerirdischen Bedingungen ausgesetzt. In 2011 brachten Forscher frischen schottischen Whisky ins All. So reifte zweieinhalb Jahre in kleinen Ampullen Whisky mit Splittern von Whiskyfässern, die gleichen Ampullen zum Vergleich auch auf der Erde. Vermutet hatten die Forscher bei dem All-Whisky intensiveren Geschmack, da der Whisky besser mit dem Holz reagieren könnte als auf der Erde. Aber hier sorgte die fehlende Schwerkraft dafür, dass sich der Prozess im Weltall eher verlangsamt hat. Testpersonen erwarteten Zeder-, Vanille-, oder Orangenflavour, der All-Whisky schmeckte eher nach Rauch, Gummi, geräuchertem Fisch. Keine gute Idee.

Wen das weiter interessiert, dem empfiehlt sich ein Blick auf den Youtube-Kanal Scihow Space.

Fälle von modernem Alkoholschmuggel

Als der russische Astronaut Alexei Leonov, der erste Mensch außerhalb eines Raumschiffes im Weltall, mit seinem Kollegen Pavel Belyaev auf der Erde landete oder besser crashte, zog Pavel überraschend zwei Wodka-Stamperl aus seiner Notfallration.

An einem Neujahrsfest soll die Besatzung der russischen MIR Raumstation eine Flasche Sekt entkorkt haben – in Schwerelosigkeit. Stundenlang wischten sie danach Armaturen ab.

Möglichkeiten, beispielsweise Cognac an Board zu schmuggeln, gibt es einige: sei es in den Sportanzügen, in der Manschette eines Blutdruckgeräts, getarnt als eigenes Körpergewicht (ein abgenommenes Kilo = ein Liter Cognac), oder in einem Bordbuch, bei dem Seiten rausgeschnitten wurden. Oder im eigenen Körper.

2007 wurde aufgrund mechanischer Probleme der schon freigegebene Start einer russischen Soyus Raumfähre verzögert. Einer der amerikanischen Astronauten wollte in seinem eigenen Jet zurück nach Houston fliegen, als ein anderer Astronaut darauf hinwies, dass das aufgrund seines Alkoholkonsums keine gute Idee wäre. Beinahe wäre er die Rakete geflogen – betrunken. Die Presse schlachtete das aus: „Houston, wie haben ein Alkohol-Problem“, „Versumpft im Weltraum“, „NASA: Geschüttelt, nicht gerührt“, „Sternhagelvoll“, „All-kohol bei der Nasa“, „Prall im All“ und „Allkonauten“.

Auch in Quarantäne drei Tage vor Abflug war Alkoholkonsum zwar verboten, aber Praxis. Warnungen von Ärzten gab es, aber fliegen durften die Astronauten trotzdem.

Wirkung

Der Kosmonaut Waleri Rjumin sieht das entspannt: „Alle, die einmal oben waren, werden ihnen sagen: Ein Schluck Cognac im Weltraum nimmt die Anspannung und wirkt wohltuend auf den Körper.“ Auch er hat Alkohol ins All geschmuggelt, wie er zugab.

Das größere Problem stellt allerdings die Kohlensäure dar. Schwerkraft sorgt dafür, dass sich Kohlensäure von Flüssigkeit trennt, auch im Magen. Astronauten würden wegen der Schwerelosigkeit viel mehr Kohlensäure aufnehmen, bekämen einen Blähbauch, müssten mehr rülpsen. Bei Schwerkraft wird dabei die Kohlensäure, die sich im Magen oben angesammelt hat, ausgestoßen, ohne Schwerkraft bleibt leider alles vermischt. Das sind keine trockenen Rülpser.

Prall im All

  • All-kohol im Weltall gibt es, im Körper von Astronauten jedoch offiziell verboten
  • Betrunken lieber russische Raketen fliegen als eigene Privatjets
  • Besser All-kohol ohne Kohlensäure, aber das schmeckt ja auch irgendwie nicht

Der Artikel erschien zunächst auf idowa.de