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Gravitation: Die sanfte Macht, die alles bestimmt

Was ist Gravitation? Eine unsichtbare Kraft? Eine Laune des Universums?


Gravitation ist das, was einem das Skateboard unter den Füßen wegzieht. Aber nicht der Aufprall auf dem Asphalt ist Gravitation – das ist Elektromagnetismus in den Zellen und im Boden, plus ein bisschen Pauli-Prinzip. Gravitation selbst spürt man nicht. In einem freien Fall, zum Beispiel beim Skydiving, wirkt sie auf jede Zelle des Körpers gleich – daher fühlt man: nichts. Physikalisch korrekt nennt man das freie Fallbewegung – philosophisch gesehen ist es Vertrauen ins Universum mit 200 km/h.

Alles fällt gleich – sogar auf dem Mond

Schon Galileo hat’s gewusst: Ob Hammer oder Feder – ohne Luftwiderstand fällt alles gleich schnell. Auf dem Mond demonstrierte das Apollo-Astronaut David Scott eindrucksvoll. Keine Luft, kein Widerstand, kein Unterschied: Hammer und Feder berühren gleichzeitig den Boden. Willkommen beim Äquivalenzprinzip. Es gilt überall – von der Zahnfüllung bis zur Galaxie. Und es ist so elegant, dass es sogar in der Schwerelosigkeit funktioniert – dort, wo man nicht einmal merkt, dass man fällt.

Einstein hebt ab

Wenn alles gleich fällt, muss die Gravitation mehr sein als eine Kraft zwischen zwei Massen. Einstein erkannte: Masse krümmt Raum und Zeit. Planeten folgen dieser Krümmung – was für uns wie eine Umlaufbahn aussieht, ist für Einstein eine gerade Linie im verbogenen Raum. Das klingt seltsam, ist aber elegant. Gravitation ist also keine Kraft im klassischen Sinn, sondern eine geometrische Erscheinung. Oder poetischer gesagt: Der Raum tanzt, wenn Massen sich bewegen.

Licht, Barbie und Gravitationswellen

Andere Kräfte haben es einfacher: Elektromagnetismus hat Licht als Botschafter. Wenn Barbie beim Versuch, mit Elektronen aufgeladen zu werden, die Haare zu Berge stehen, zeigt das, wie stark Elektromagnetismus ist – stärker als Gravitation, jedenfalls bei Frisuren.

Aber auch Gravitation hat einen Boten: die Gravitationswelle. Sie entsteht, wenn Massen – zum Beispiel schwarze Löcher – miteinander tanzen. Die Londoner Physikerin Claudia de Rham nennt sie in einem Vortrag von 2024 liebevoll „Glide“. Diese Wellen durchziehen das Universum, über Milliarden Jahre hinweg. 2015 wurden sie erstmals gemessen. Die Reaktion der Presse: „Einstein hatte recht“. Die Reaktion der Wissenschaft: „Cool. Und was kommt jetzt?“

Wenn Theorien scheitern, wird es spannend

Einstein selbst wusste: Seine Theorie hat Grenzen. Im Zentrum eines schwarzen Lochs versagt sie. Dort braucht es neue Ideen – vielleicht Stringtheorie, vielleicht Schleifenquantengravitation oder etwas ganz anderes. Immerhin: Eine Theorie, die ihre eigene Grenze kennt, hat Anstand.

Auch auf der größten Skala knirscht es. Das Universum dehnt sich nicht nur aus – es beschleunigt. Der Grund? Niemand weiß es. Vielleicht wirkt das sogenannte Vakuum wie ein kosmischer Turbolader. Aber die Berechnungen passen nicht – um 28 Stellen falsch. Ein wissenschaftliches Desaster mit Ansage. Oder wie Claudia de Rham sagt: die größte Peinlichkeit der modernen Physik – aber mit Charme.

Gravitation – bitte entspann dich!

Eine Idee: Vielleicht ist Gravitation nicht ewig weitreichend. Vielleicht hört ihre Wirkung irgendwann auf. Technisch würde das heißen: Der Graviton – das hypothetische Teilchen der Gravitation – hätte eine winzige Masse. Claudia de Rham und ihre Kolleginnen und Kollegen haben gezeigt: Das ist denkbar. Die Theorie funktioniert – ohne „Ghosts“ (ja, so heißen instabile Teilchen in der Physik wirklich).

Die Vorstellung, dass Gravitation „abschalten“ kann, mag verrückt klingen – aber sie hilft, die Ausdehnung des Universums zu erklären. Und wer weiß: Vielleicht ist Gravitation einfach nur ein bisschen introvertiert.

Kurzinfo: Was Gravitation so besonders macht

  • Unsichtbar, aber universell: Gravitation wirkt auf alles gleich – egal ob Staubkorn oder Stern.
  • Kein Sensor hilft: Sie ist nicht spürbar – nur ihre Folgen.
  • Gravitationswellen: Verzerrungen der Raumzeit, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten.
  • Massiver Graviton? Eine Möglichkeit, das Universum besser zu erklären.
  • Unvollständig genial: Einsteins Theorie funktioniert grandios – aber nicht überall.