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Geisteswissenschaftler und ITler – fast wie Wissenschaft und Phantasie?

Wenn die Welt zusammenwächst, braucht es Spezialisten – im Spezialgebiet und darin, ethische Prinzipien und den Blick aufs Ganze nicht zu verlieren.

Der Unterschied zwischen Theologie und Philosophie ist, dass die Theologen zwei Weißbier gleichzeitig einschenken können. Warum das so ist, ist mittlerweile in der Geschichte dieser Weisheit untergegangen. Alle anderen, die dagegen etwas Sinnvolles wie Informatik studiert haben, bekommen Jobs.

Google und Künstliche Intelligenz bringen Philosophen und Informatiker zusammen

Dieses Klischee ist nun mehr und mehr am Bröckeln. Grund und Lösung für alles ist auch in diesem Fall: Google. Der Mensch entscheidet darüber, was Google auf der ersten Seite seiner Suchergebnisse präsentiert. Der Mensch steht im Mittelpunkt von vielen Algorithmen. Die Frage “Was ist der Mensch?” ist eine traditionell philosophische. Viele Theologen halten dafür eine Antwort parat. Die Frage “Was will der Mensch?” ist eine Frage, die sich mittlerweile die meisten Marketing-Abteilungen dieser Welt stellen. Die moderne Technologie richtet sich an den Bedürfnissen der Menschen aus. Hier gehören beide Fragen zusammen. Ein Adler will gut sehen, dem Maulwurf ist das egal. Was ich bin, entscheidet darüber, was ich will.

Eine zweite Ursache, warum Philosophen und Spezialwissenschaftler wie Informatiker zusammenwachsen, ist die fortschreitende Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Auch hier programmieren Menschen in eine Maschine deren eigene Vorstellung des Menschseins. Aus dieser Grundlagenprogrammierung, den Algorithmen, können durch wiederholtes Anwenden neue Algorithmen entstehen, die zuvor noch nicht vorhanden waren. Eine Maschine entwickelt sich selbst weiter mit dem Material, das ihr zugrunde liegt, das nennt sich Deep Learning. Das ist eine Art von Evolution. Evolution hat zu vielem geführt: dazu, dass die hungrige Gottesanbeterin das Männchen nach dem Paarungsakt verspeist, auch dass Tiere Mitgefühl, Altruismus oder sogar Trauerkultur entwickeln. Alex, der Graupapagei, besaß das Reflexionsvermögen eines Dreijährigen. Und das bei einem Gehirn in Walnussgröße. Wer übernimmt die Verantwortung, wie sich eine Künstliche Intelligenz entscheidet? Wer übernimmt die Folgen, wenn autonome Autos kollidieren? Nach welchen Grundsätzen sollten sich Gesellschaften und Soziale Netzwerke regulieren?

Mit Grundlagen zu besseren Entscheidungen

Der Chefredakteur des t3n Magazins Luca Caracciolo bemängelt eine “ethische Naivität, die den Aufstieg der Sozialen Medien begleitet hat. Das wird bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz fatale Folgen haben.” Er fordert “ein Grundverständnis darüber, was Ethik ist, wie Politik funktioniert und wie Technik auf Gesellschaften wirkt.” Und wen wunderts, alles, was mit Gründen, Grundlagen und Prinzipien zu tun hat, ist Aufgabe der Philosophen.

Philosophie besteht nicht nur darin, alles in Frage zu stellen, keine Antworten zu geben und sich nach alternativen Jobs umzusehen. Das philosophische Denken ist nicht gerade das schnellste, wenn schnelle Lösungen gefragt sind. Es entdeckt allerdings falsche Lösungen. Und es hinterfragt sich selbst, was zunächst Unsicherheit auslöst. Kein Mensch will unsicher sein. Es ist eine Tugend, Vielfalt und Mehrdeutigkeit aushalten zu können. Das Wissen um die eigenen Grenzen und Mängel eigener Entscheidungen führt zu besseren Erkenntnissen und Entscheidungen.

Warum Philosophen auf Spezialisten hören sollten

Der Sinn einer Tätigkeit in einem größeren Rahmen erschließt sich heutzutage nicht mehr automatisch. Er muss neu und individuell gefunden werden, die Folgen des eigenen Handelns für andere abgeschätzt werden. Das funktioniert mit einer Ausbildung in den Grundlagen von Ethik und Politik. Auch Philosophen müssen zur Kenntnis nehmen, dass Erkenntnisse aus Spezialgebieten allgemeine Prinzipien durcheinander bringen können und sie neu nachdenken müssen.

Zwei Beispiele: Die detaillierte Beobachtung der Planetenbahnen führte zu der Erkenntnis, dass die Erde und der Mensch nun doch nicht im Zentrum von allem stehen. Moderne Medizintechnik hat gezeigt, dass die Beschwörung der Geister- und Dämonenwelt bei Epilepsie nichts bringt. In jedem Fall bringen Spezialerkenntnisse ganze Weltanschauungen ins Wanken.

Mehr Jobs für Geisteswissenschaftler, mehr Ertrag für Unternehmer

BMW stellt Theologen ein mit der Begründung, dass in einem Team nicht nur Spezialisten am Tisch sitzen. Unsere Agentur idowapro arbeitet ebenfalls mit Geisteswissenschaftlern zusammen, die von dem Agentur-Knowhow profitieren und nebenher auch noch Blogbeiträge über das Zusammenarbeiten von Informatikern und Philosophen schreiben. Das führt dazu, dass Philosophen nicht nur Weißbier einschenken können und sogar noch Jobs bekommen. Philosophen helfen zu reflektieren und sich durch komplizierte Entscheidungen zu kämpfen.

In einer Welt, in der alles und alle zusammenwachsen, ob sie es wollen oder nicht, wird es neben dem CEO und dem CTO Zeit für einen CPO — einem Chief Philosophy Officer, wie es Caracciolo forderte. Und der kann viel von Spezialisten lernen.

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