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Die Geschichte der NASA und ihre Geschichten

Die Raumfahrtbehörde der USA verbucht große Erfolge der Menschheit im Weltraum und muss sich nach wie vor rechtfertigen, ob es die Menschenleben und Steuergelder wert waren. Heute mietet sie Dienstleistungen von privaten kommerziellen Unternehmen an. Eine Reise in die Geschichte der NASA.

Die NASA ist zum Beispiel für die Internationale Raumsstation (ISS) oder die Mondlandung bekannt. Foto: Aaron M. Sprecher/epa/dpa

Am 4. Oktober 1957 schossen die Sowjets den ersten Satelliten in die Erdumlaufbahn. Das war umso alarmierender, da der amerikanische Präsident Dwight D. Eisenhower am 29. Juli 1955 den Bau einer Satellitenserie angekündigt hatte. Auf den Schock und den Erfolg der russischen Konkurrenz hin gründete sich am 1. Oktober 1958 die NASA (National Aeronautics and Space Administration). Es ging um die Arbeit an der bemannten und robotergestützten Raumfahrt. Sie ist nun die zentrale Schaltstelle für die zivile Luft- und Raumfahrtforschung und -entwicklung in den USA.

Die Anfänge: Wie überlebt man im Weltraum?

Das Projekt Mercury verfolgt die Frage, ob und wie Menschen im Weltraum überleben könnten. Auch hier waren die sowjetischen Wissenschaftler den USA einen Tick voraus.

Das Projekt Gemini untersucht die Frage, wie Raumfahrtschiffe gebaut sein müssen, damit zwei Astronauten bis zum Mond fliegen könnten. Das folgende Apollo-Projekt brachte mit der elften Mission 1969 die ersten Menschen zum Mond und wieder zurück. Es folgten bis 1972 fünf weitere Mondmissionen.

1981 wurden die Arbeiten an der bemannten Raumfahrt wieder aufgenommen, das Space-Shuttle-Programm lief 30 Jahre lang. Mit diesem hochtechnologischen Raumtaxi konnte die Internationale Raumstation ISS gebaut und versorgt werden.

Voyager-Sonden: heute sind sie außerhalb des Planetensystems

Auch im unbemannten Raumflug gibt es Meilensteine. Die 1977 gestarteten Voyager-Sonden dienen dazu, den äußeren Planetengürtel zu erkunden. Ihre Rechnereinheit taktet mit 1,9 Megahertz. Zum Vergleich: Heutige Handys takten im Gigahertz-Bereich. Der Speicher der Voyager bot für 100 Bilder auf einem Magnetband Speicherplatz. Mittlerweile sind die Sonden außerhalb des Planetensystems und ihre Energiequelle aus Plutonium geht zur Neige. Dieses Jahr wird daher ein Messinstrument nach dem anderen abgeschaltet werden.

1990 gelang es, das Weltraumteleskop Hubble in den Weltraum zu bringen, das bis heute die atemberaubenden Aufnahmen von Sternen, Galaxien und Weltraumnebel auf die zahlreichen Wandkalender schickt.

Der erste kommerzielle Flug in den Weltraum startete diesen Mai

2014 erteilte die NASA zum ersten Mal in ihrer Geschichte den privaten und kommerziellen Unternehmen Boeing und SpaceX den Auftrag, eine Raumfähre für die bemannte Raumfahrt zu bauen. Damit sollte auch die Abhängigkeit von der russischen Raumfahrt beendet werden. Am 30. Mai 2020 war es dann soweit. Die Dragon Crew startete innerhalb der Mission SpX-DM2 den ersten bemannten kommerziellen Flug in den Weltraum. Die NASA mietete sozusagen zwei Bordplätze für ihre Astronauten. SpaceX entwickelt mittlerweile selbst Raketen, mit denen sie der NASA Bordplätze für bemannte Flüge auf dem Mars anbieten will – und das noch vor 2030.

Neben den Erfolgen gab es auch tragische Tiefschläge

Eines der tragischsten Ereignisse war die Explosion der Challenger-Rakete 1986 kurz nach dem Start. Im Februar 2003 verglühte das Space Shuttle Columbia auf dem Rückweg in den Eintritt in die Erdatmosphäre. Fünf Männer und zwei Frauen waren jeweils an Bord. Das besiegelte das Ende der Shuttle-Ära. Von da an war die NASA auf die russischen Sojus-Kapseln angewiesen, um Astronauten ins All zu bringen. Bis ein Mann auf dem Mond laufen konnte, kostete es weiteren Menschen das Leben. Drei Astronauten verbrannten 1967 bei einer Apollomission in Cape Canaveral bei einem Test.

In einem Interviewbuch zu 50 Jahre NASA vom Chefhistoriker Steven Dick wird deutlich, dass die Geschichte der NASA gleichzeitig eine Geschichte der Männer ist. Doch die wenigen Frauen leisteten wichtige Arbeit: Die Mondlandefähre konnte zum Beispiel 1969 aufgrund eines überlasteten Computers nur landen, weil die Programmiererin Margret Hamilton an die nötigen Rettungsprogramme gedacht hat und der Computer sich selbst helfen konnte.

Die NASA: nahezu reine Männersache

Auf dem Stapel an ausgedruckten Seiten, den der Code für die Mondlandung umfasste, konnte sich Margret bequem im Stehen mit ihrem Ellbogen aufstützen. Seit 2005 gibt es immerhin stellvertretende weibliche NASA-Administratoren, die die bisher 14 männlichen Administratoren in der Geschichte der NASA unterstützen dürfen.

Die Zukunft: Vorhaben, die keine Grenzen kennen

Wo führt die Reise der NASA hin? Es geht ihr darum, innovative Vorhaben zu realisieren, bei denen in der Entwicklung und im Bereich des Machbaren noch keine Grenze auszumachen ist. Da gibt es etwas, das größer ist als das eigene Wirken, und hier ist die Chance, ein Teil davon zu sein – so lautet die Motivation der NASA-Mitarbeiter.

Kurz und knapp

• Geburt der NASA: 1. Oktober 1958

• Meilensteine: Projekte Mercury, Gemini, Apollo, Space Shuttle, Voyager und Hubble

• Tiefschläge: Ausbrennen der Transportkapsel mit drei Astronauten 1967, Explosion der Challenger 1986, Verglühen eines Spaceshuttles 2003

• Zukunft: Privatunternehmen arbeiten mit der NASA zusammen

Originalbeitrag erschien auf idowa.de und in der Freistunde des Straubinger Tagblatts.